Bundeskongress 2011 mit Deutschem Holzbautag

Bereits zum dritten Mal veranstaltete Holzbau Deutschland – Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes zusammen mit dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) einen gemeinsamen Bundeskongress. Die jährliche Zusammenkunft des Jahres 2011 fand am 6. und 7. Mai in Bremen statt. Knapp 400 Zimmerer und Dachdecker aus ganz Deutschland folgten der Einladung und informierten sich in Bremen schwerpunktmäßig über die Unternehmensführung. Darüber hinaus gab es auch Vorträge zur Fachtechnik des Dachdeckerhandwerks und der Holzbaubranche. 

Politischer Auftakt mit Jürgen Trittin

Bevor es in die politische Diskussion mit dem Ehrengast Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag, ging, begrüßten Ullrich Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, und Karl-Heinz Schneider, ZVDH-Präsident, die Kollegen aus ganz Deutschland mit einem munteren Dialog. Sie verglichen ihre beiden Handwerke, verwiesen auf Verbindendes und auf die jeweiligen Besonderheiten. So hieß es von Karl-Heinz Schneider: „Bei allem Gezänk: Wir beide sind eng verwandt,“ und „sitzen im gleichen „HOLZ-Boot“, wie Ullrich Huth ergänzte. Schneider führte weiter aus: „haben nachhaltige Erfolge und derzeit eine recht gute Auftragslage,“ und „sind gemeinsam Besitzer der Weltleitmesse „DACH und HOLZ“, so Huth und Schneider abschließend: „stehen aufrecht zu unserem Handwerk und sind oben.“

Die Moderatorin des Vormittags, NDR-Redakteurin Anja Würzberg, bezeichnete die beiden im Anschluss als „Hauser und Kienzle“ des Zimmerer- und Dachdeckerhandwerks – in Anlehnung an die ZDF-Sendung „frontal“ mit Bodo Hauser und Ulrich Kienzle. Das Publikum dankte für den gelungenen Einstieg in die Veranstaltung mit viel Applaus.

„Handwerk hat grünen Boden“

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Jürgen Trittin, begann seinen kurzen Einführungsvortrag mit einem Blick zurück. „Vor 25 Jahren, ja noch vor einigen Jahren, konnten sich weder das Handwerk noch die Grünen ein gemeinsames Auftreten wie hier auf dem Bundeskongress vorstellen.“ Nicht zuletzt durch die nahezu identischen Positionen zur Notwendigkeit der energetischen Modernisierung des Gebäudebestandes war eine große Nähe zwischen den beiden Handwerken und dem grünen Politiker vorhanden. Mit dem Satz „Handwerk hat heute grünen Boden!" brachte Jürgen Trittin die aktuelle Situation auf den Punkt.

In seinem Eingangsstatement betonte Trittin die besondere Bedeutung des Energieverbrauchs im Gebäudebereich: "1/3 der Gesamtmenge wird hier verbraucht. Wenn man Klimaschutz ernst nimmt, ist hier noch einiges zu tun und für Sie auch einiges zu holen." Trittin setzte sich für eine dauerhafte stabile Investitionsförderung ein, unabhängig von Legislaturperioden und Regierungskoalitionen: "Wir brauchen für die Investoren eine stabile Förderungspolitik, die nicht alle zwei Jahre wieder geändert wird." Huth und Schneider konnten hier nur zustimmen und freuten sich, als Trittin den auch von Holzbau Deutschland und dem ZVDH unterstützten „Pakt für den Klimaschutz“ lobte. „Vor 25 Jahren hätte das auch keiner geglaubt, dass Handwerk und Naturschutzverbände gemeinsam agieren“, so Trittin.

Entweder man ist anders oder billig

Unter dem Motto „Erfolg durch intelligenten Regelbruch“ stellte Dr. Peter Kreuz in der Hauptveranstaltung Unternehmen und Persönlichkeiten vor, die so unkonventionell wie erfolgreich sind. Kreuz ist durch die ganze Welt gereist, um die Frage "Was macht heute ein erfolgreiches Unternehmen aus?" zu beantworten. Die Antwort ist einfach: „Ein Unternehmen muss alles, außer gewöhnlich sein. Denn heutzutage gibt nur zwei Möglichkeiten, Geschäft zu machen: Entweder man ist anders oder billig. Billig will niemand sein.“

Kreuz gab den anwesenden Zimmerern und Dachdeckern viele Beispiele und Tipps an die Hand, wie sie anders sein können. Neben zahlreichen Marketingideen aus anderen Branchen, wie das „Wursttaxi" oder die „Dosen-Gurke“, ging Kreuz vertiefend auf die Mitarbeiterführung ein. Erfolgreiche Betriebe verfügen über motivierte Mitarbeiter. Doch jeder Unternehmer wird diese Frage kennen: „Wie motiviere ich meine Mitarbeiter?“ Laut Kreuz sind die Eigenschaften Fleiß, Sorgfalt und Gehorsam wichtig. Entscheidend sind aber Leidenschaft, Kreativität und Initiative. Von entscheidender Bedeutung ist es für ihn, dass diese Eigenschaften nicht mit Lohn oder Gehalt entwickelt werden können. Vielmehr rief er den anwesenden Unternehmern zu, dass ihr persönliches Verhalten entscheidend sei. „Wer seine Mitarbeiter selbstbestimmt arbeiten lässt, ihnen regelmäßig Rückmeldung über deren Arbeit gibt und ihnen den Sinn ihres Tuns vermittelt, der bekommt auf diese Weise motivierte Mitarbeiter.“

Seminare zur Unternehmensführung: Kunden mehr als zufrieden stellen

Zufriedene Kunden sind nicht genug! Daher müsse man Kundenerwartungen übertreffen!" Das waren die zentralen Aussagen im Seminarvortrag von Marcus Smolla, Geschäftsführer der Best Western Hotels Deutschland GmbH. Kurzweilig gab er dem Handwerk Auskunft, wie die Hotellerie, die wie kein anderes Dienstleistungsunternehmen in engem Kontakt zu seinen Kunden steht, ihre Kunden überzeugt. Kunden zu überraschen, ist der Ansatz. "Verblüffen kann die Lösung sein", so die Empfehlung von Smolla an die Zimmerer. "Verblüffung und Kundenbegeisterung kostet nicht viel Geld, sondern Ideen und Mut. Als gelungenes Beispiel nannte er eine Restaurantquittung mit einem handschriftlichen "Bis bald". Speziell für Handwerker nannte er verschiedene Anknüpfungspunkte zur Verblüffung. Zum Beispiel eine Postkarte mit "Herzlichem Glückwunsch, erinnern Sie sich noch an Ihr Richtfest war genau vor einem Jahr?"

Um die Zukunftstrends Kundenloyalität und Empfehlungsmarketing ging es in den beiden Seminarveranstaltungen von Anne Schüller. „Nachhaltig erfolgreich wird ein Unternehmen, wenn es dauerhaft treue Kunden und aktive positive Empfehler hat. Empfehler sind die besten Verkäufer eines Unternehmens. Das Fazit von Frau Schüller war, dass Unternehmen ihren Kunden gute Gefühle vermitteln müssen. „Dabei können Sie Ihrer Kreativität freien Lauf lassen.“

Seminare zur Technik: Flachdächer, Raumluftqualität und Luftdichtheit

Am Nachmittag des Bundeskongresses fanden drei Seminare zur Technik statt. Dipl.-Ing. (FH) Daniel Schmidt von der Technikerschule Alsfeld referierte über "Flachdächer in Holzbauweise". "Unbelüftete Konstruktionen gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung", so Schmidt und erläuterte, was bei der Ausführung von Warmdächern zu beachten ist, wenn Dämmung und Tragkonstruktionen in einer Ebene liegen.

Mit der "Raumluftqualität durch konsequente Lüftungstechnik" beschäftigte sich Dipl.-Ing. Rolf Schmidt, Architekt und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes für Wohnungslüftung e.V. Er stellte Konzepte und notwendige lüftungstechnsiche Maßnahmen nach DIN 1946-6 vor und bewertete unterschiedliche Systemtechniken.

Prof. Dr.-Ing. Thomas Ackermann von der Fachhochschule Bielefeld/Minden erläuterte die "Anforderungen an die Luftdichtheit" mit den Konsequenzen für die Schimmelpilzbildung. 

Alle drei Referenten haben ihre Präsentation zur Verfügung gestellt. Diese finden Sie zum Downloaden in der Infoline unter "Veranstaltungen" und "Veranstaltungsunterlagen". Die Zugangsdaten erhalten Sie von Ihrem Landesverband.

Pressegespräch zur Vorstellung des Lageberichts 2011

Im Vorfeld des Bundeskongresses nahmen die Spitzen beider Verbände im Rahmen eines Pressegesprächs Stellung zu den aktuellen Entwicklungen im Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk, auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Wirtschaftslage und der geplanten Energiewende.

Weitere Informationen dazu unter:



Vorträge – Fachgespräche – Unterhaltung

"Neue Perspektiven und frische Impulse für Ihre Unternehmensführung", so das Motto des Bundeskongresses 2011 in Bremen. Das vollständige Programm zum Bundeskongress zum Nachlesen.