Aktuelle Nachrichten aus dem Bereich Berufsbildung

27.12.2023

Zimmermeister Stephan Pöschl im Interview

Messebotschafter der DACH+HOLZ 2024

Stephan Pöschl aus dem niederbayerischen Schmatzhausen ist eines der Gesichter der DACH+HOLZ International 2024. Der 29jährige Zimmerermeister führt mit seinem Vater den Betrieb in vierter Generation. Er will sich weiterhin digital aufrüsten, ohne dabei die Tradition des Gewerks aus den Augen zu verlieren. Als Messebotschafter wirbst Stephan Pöschl für die DACH+HOLZ International, die vom 5. bis 8. März 2024 in Stuttgart stattfindet. Im Interview berichtet er über die täglichen Herausforderungen seines Gewerks und worauf er sich bei der Fachmesse besonders freut.

© GHM

Wann und wie hast Du den Weg ins Zimmerer-Handwerk gefunden?

Stephan: Mein Vater ist Zimmerermeister und hat den Familienbetrieb vom Opa übernommen. Ich bin mit Holz aufgewachsen und habe mich schon immer mit dem Rohstoff verbunden gefühlt. Für mich war deshalb früh klar, dass kein anderer Beruf in Frage kommt.

Ihr führt den Betrieb in dritter Generation?

Stephan: In vierter Generation sogar! Der Ur-Opa hat ein Sägewerk und eine Schreinerei im 19. Jahrhundert gegründet. In den 50er-Jahren kam die Zimmerei dazu. Am Anfang waren fünf Mitarbeiter beschäftigt. Mittlerweile fokussieren wir uns auf den Bereich Holzbau. Unsere Zimmerei besteht aus einem zehnköpfigen Team und zwei Auszubildenden.

Wie alt warst Du, als Du das erste Mal aufs Dach gestiegen bist?

Stephan: Mein Vater hat mich auf die Baustelle zum Dachstuhlaufstellen mitgenommen, als ich ungefähr zehn Jahre alt war. Ich habe nach der Schule und in den Ferien fleißig mitgeholfen, durfte einige Arbeiten ausführen und erste Erfahrungen sammeln.

Als Du die Lehre angefangen hast, kanntest Du Dich also bereits richtig gut aus!

Stephan: Ja, in der Tat. Durch meine praktischen Kenntnisse habe ich mich in der Lehre leichtgetan. Ich war nicht der typische Auszubildende, dem man von Grund aus alles erklären musste. Da ich aber die Ausbildung in einem anderen Betrieb gemacht habe, konnte ich viel Neues lernen. Es war mir wichtig, in der Lehre Abstand vom Familienbetrieb zu nehmen, ein anderes Arbeitsumfeld kennenzulernen und ein neutrales Verhältnis zu den Arbeitskollegen zu haben. Nach der Ausbildung habe ich zwei Gesellenjahre im Familienbetrieb absolviert und dann meinen Meister in Regensburg gemacht.

Worüber bist Du bei Deinem Beruf besonders stolz?

Stephan: Den Zimmererberuf zu erlernen war bisher die beste Entscheidung meines Lebens. Ich bin stolz darauf, wenn ich tagtäglich sehe, was ich mit meinen Händen geleistet habe und was man mit dem Rohstoff Holz alles entstehen lassen kann. Das hat mich schon immer fasziniert.

Was war bisher Dein schönstes berufliches Projekt?

Stephan: Wir haben vor drei Jahren den größten Teil unserer Firma abgerissen. Die Hallen waren nicht mehr zeitgemäß und, um konkurrenzfähig zu bleiben und der Nachfrage gerecht zu werden, haben wir eine große moderne Abbundhalle mit modernster Technik errichtet. Das Projekt haben wir selbständig betreut und umgesetzt. Es war mit vielen Emotionen verbunden.

Du bist 29 Jahre alt und führst den Betrieb zusammen mit Deinem Vater. Was war für Dich bisher die größte berufliche Herausforderung und wo geht, Deiner Meinung nach, die Reise hin?

Stephan: Es gibt in unserem Beruf tagtäglich neue Herausforderungen, mit denen wir spontan umgehen müssen – egal wie akribisch die Arbeiten geplant sind. Seien es die Wetterbedingungen oder wirtschaftliche Faktoren wie Materialknappheit. Aber bisher konnten wir das alles gut meistern. Aktuell sind energetische Dachsanierungen, Bauen im Bestand und Hausbau mit Massivholz sehr angesagt. Die Nachfrage in diesen Bereichen wird mit Sicherheit in naher Zukunft weiter zunehmen.

Steht die Betriebsübernahme schon an?

Stephan: Ja, Schritt für Schritt, aber wir wollen nichts überstürzen. Die Auftragsbücher sind voll und die Arbeit meines Vaters, der sich um Angebote und Rechnungen kümmert, kann ich im Moment nicht allein bewerkstelligen. Wir müssen schauen, wie wir uns intern organisieren, wenn mein Vater aussteigt.

Hast Du schon eine Idee, wie sich euer Betrieb weiterentwickeln soll?

Stephan: Wir wollen uns technisch natürlich weiterentwickeln und für die Mitarbeiter attraktiv bleiben. An dem Thema Digitalisierung kommen wir zum Beispiel nicht vorbei und wir werden uns hier weiterhin aufrüsten. Aber es ist mir wichtig, die Tradition des Gewerks dabei nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Zimmerei Pöschl ist in den sozialen Medien sehr aktiv. Wie wichtig ist diese Online-Präsenz für Dich?

Stephan: Unser Grundgedanke ist, die Firma und den Beruf des Zimmerers auf unseren Kanälen zu präsentieren. Und natürlich Kunden für uns zu begeistern. Wir geben einen Einblick in unseren Berufsalltag, zeigen mit unserem Team, wie sehr die Arbeit Spaß macht. Wir versuchen, diese Begeisterung in Bildern und Videos authentisch rüberzubringen und hiermit junge Leute anzusprechen. Heutzutage sollte jeder Handwerksbetrieb in den sozialen Medien vertreten sein, da geht kein Weg mehr daran vorbei, finde ich.

Dein Engagement für den Zimmererberuf zeigst Du nun auch als Botschafter der DACH+HOLZ International 2024. Warum liegt Dir diese neue Aufgabe am Herzen?

Stephan: Das Dachhandwerk verdient mehr Anerkennung in der Gesellschaft. Unsere Zunft und die Tradition des Holzbaus müssen unbedingt bewahrt werden. Es freut mich, dass ich als Messegesicht stellvertretend aktiv dafür und für den Nachwuchs werben kann.

Man wird Dir auf der Messe in Stuttgart mit Sicherheit über den Weg laufen. Worauf freust Du Dich besonders?

Stephan: Auf den Austausch vor Ort mit den Herstellern und Handwerkskollegen! Ich unterhalte mich gerne über Produktneuheiten, hole mir neue Inspirationen und will mir Lösungen anschauen, die ich in unseren Betrieb anwenden kann. Ich freue mich auch, Menschen auf der Messe zu treffen, die genauso viel Herzblut in den Zimmererberuf stecken und ihre Leidenschaft mit anderen teilen wollen.

Hast Du Tipps für Kollegen, die die DACH+HOLZ besuchen wollen?

Stephan: Ich empfehle, genug Zeit für den Messebesuch einzuplanen, um sich mit den Leuten zu vernetzen, in Ruhe über den eigenen Tellerrand zu schauen und Ideen für die eigene Weiterentwicklung mitzunehmen. Das rentiert sich!

Lieber Stephan, vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen zur DACH+HOLZ 2024 unter www.dach-holz.com






zurück

 

Fachgremium

Ausschuss Berufsbildung