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11/2022: + Frohe Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2023 +

Frohe Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2023

…wünscht Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland.

 

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Partner des Holzbaus,
sehr geehrte Damen und Herren,

wir leben in turbulenten Zeiten. Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen sind allgegenwärtig und auch Corona begleitet uns im Alltag noch immer. Aufgrund der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen ist zu erwarten und ist bereits teilweise eingetreten, dass es einen Auftragsrückgang beim Wohnungsneubau gibt und weiterhin geben wird. Darauf müssen wir uns einstellen.

Zugleich aber erhält ein für unsere Branche altbekanntes und wichtiges Thema durch die aktuelle Diskussion um die Energieversorgung wieder mehr Aufmerksamkeit: das energieeffiziente Bauen. Es spielt nicht nur beim Neubau, sondern vor allem auch bei der Sanierung von Bestandsgebäuden eine wichtige Rolle und zählt zu unseren traditionellen Arbeitsbereichen im Zimmerer- und Holzbauhandwerk.

Bekanntermaßen besteht bei vielen älteren Bestandsgebäuden ein großer Bedarf bei der energetischen Sanierung. Damit lassen sich nicht nur der Energieverbrauch, sondern auch die Belastungen für die Umwelt und die vorhandenen Ressourcen minimieren und die Treibhausgasemissionen senken. Bei den aktuell hohen Energiekosten wird die energetische Sanierung daher für viele Hausbesitzer immer interessanter werden.

Das Bauen im Bestand war auch Thema des von unserem europäischen Dachverband, Timber Construction Europe, veranstalteten Prologs im Rahmen des Holzbauforums (IHF) in Innsbruck. Architekten und Zimmermeister beleuchteten in ihren Vorträgen unterschiedliche Herausforderungen beim Bauen im Bestand. Dabei wurden unter anderem Aspekte des Denkmalschutzes, Chancen des Holzbaus durch neue Nutzungskonzepte, die Renaissance von Holz und Stein sowie die Herausforderungen beim Brand- und Schallschutz behandelt. Vor dem Hintergrund des europäischen Green Deals, mit dem die Europäischen Union mit einer Renovierungsstrategie Gebäude EU-weit energieeffizienter machen will, kommt dem Bauen im Bestand eine zentrale Rolle zu. Dabei geht es nicht allein um die energetische Ertüchtigung der Gebäude, sondern vor allem auch um deren Revitalisierung, Erweiterung und Umnutzung.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Bis zum Jahr 2045 will die Bundesregierung für Deutschland Klimaneutralität erreichen. Als Zwischenziel bis 2040 strebt sie eine CO2-Minderung um 88 Prozent an. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir alle unseren Beitrag leisten. Das ressourcenschonende Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen ist nicht nur klimafreundlich. Holz fungiert zugleich als Kohlenstoffspeicher und leistet so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Noch immer besteht Aufklärungsbedarf in der Öffentlichkeit bezüglich der Klimaschutzleistung des Holzbaus. Daher müssen wir immer wieder darauf hinweisen, dass der Holzbau dem Prinzip der nachhaltigen Waldbewirtschaftung verpflichtet ist und durch eine gezielte Waldwirtschaft das Kohlenstoffspeicherpotenzial der Bäume langfristig gesichert wird. Denn während lebende Bäume Kohlenstoff speichern, gibt Totholz diesen in Form von CO2 wieder an die Atmosphäre ab. Wird das Holz jedoch in Gebäuden genutzt, bleibt das Kohlenstoffspeicherpotenzial langfristig erhalten.
Die Politik hat die positiven Aspekte des Holzbaus erkannt. In ihrem aktuellen Klimaschutzbericht betont sie, dass „im Erhalt und der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder und der Holzverwendung (…) ein enormes Klimaschutzpotential liegt“ und sie „die Sicherung dieser CO2-Senken fördern wird“.

Im September 2022 kündigten Bundesbauministerin Klara Geywitz und Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, eine gemeinsame Holzbauinitiative an, um „der Nutzung von Holz im Gebäudebau Rückenwind zu verleihen“. Die Chancen für mehr Holzbau steigen also weiter.

F&E sorgt für Weiterentwicklung und Wissenstransfer

Gemeinsam schaffen wir durch Forschung und Entwicklung (F&E) die Grundlagen, um das Potenzial des klimafreundlichen und ressourcenschonenden Holzbaus noch besser nutzen zu können. Dabei erhält unser für F&E-Projekte zuständiges Holzbau Deutschland-Institut seit kurzem prominente Unterstützung durch den Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Herrn Prof. Hans Joachim Schellnhuber. Auch er setzt sich für den Holzbau als nachhaltige, kohlenstoffbindende Bauweise ein. Im Rahmen einer Kooperation steht er dem Institut beratend zur Seite.

Weiterhin forscht das Holzbau Deutschland-Institut u.a. zu den Themen ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft, Brandschutz, Schallschutz sowie Feuchteschutz im Holzbau und sorgt durch die Veröffentlichung von Informationsschriften für den kontinuierlichen Wissenstransfer in der Branche.

Zum Thema Brandschutz im Holzbau hat das Institut einen FAQ-Katalog mit über 70 Fragen und Antworten veröffentlicht, der auf der Startseite der Holzbau Deutschland Infoline abrufbar ist. Er soll den Austausch zwischen Planern und den zuständigen Genehmigungsbehörden sowie deren Vertretern vereinfachen und grundlegendes Wissen zum Brandschutz im Holzbau etablieren.

Für mehr Sicherheit

Beim Thema Arbeitssicherheit haben wir in diesem Jahr einiges erreicht, aber – wir sind noch nicht dort, wo wir hinwollen. Durch die Präventionsmaßnahmen der vergangenen Jahre hat sich das Unfallgeschehen verringert. Dadurch reduziert sich die Belastungsziffer in der Gefahrklasse 110 von derzeit 18,12 im nächsten Gefahrtarif ab 1.1.2024 auf 14,59. Begünstigt wird diese Verringerung der Belastungsziffer durch den Beschluss der Vertreterversammlung in der BG Bau, wonach die Zimmereibetriebe, die Elemente vorfertigen, aus der Gefahrklasse 200 in die Gefahrklasse 110 eingestuft werden.

Um die Sicherheit der auf Dächern arbeitenden Handwerker zu verbessern, haben wir gemeinsam mit weiteren Organisationen im Holzbau im Rahmen der Messe DACH+HOLZ 2022 in Köln die Neufassung der Dachlatten-Vereinbarung unterzeichnet. Die Überarbeitung wurde notwendig, weil sich normative Grundlagen geändert haben. Ferner musste auch die CE-Kennzeichnung angepasst werden − und zwar an die aktuellen Vorgaben der Europäischen Bauproduktenverordnung (EU-BauPVO) in Verbindung mit der harmonisierten Europäischen Norm DIN EN 14081-1:2011 „Holzbauwerke – Nach Festigkeit sortiertes Bauholz für tragende Zwecke mit rechteckigem Querschnitt – Teil 1: Allgemeine Anforderungen“.

Wir haben in diesem Jahr zudem die Planungshilfe zu den Fachregeln 01 des Zimmererhandwerks – Außenwandbekleidung in der Holzbau Deutschland Infoline veröffentlicht. Der Regeldetailkatalog für die fachgerechte Konstruktion und Ausführung von Außenwandbekleidungen aus Holz versteht sich als digitale Ergänzung zu den Fachregeln 01 des Zimmererhandwerks – Außenwandbekleidungen.

Timber Construction Award: Holzbau sichtbar machen

Erstmals in seiner 20-jährigen Geschichte fand der Solar Decathlon in diesem Jahr in Deutschland statt. Der internationale Hochschulwettbewerb für nachhaltiges Bauen und Wohnen wurde 2002 in den USA ins Leben gerufen. 18 Studierenden-Teams aus elf Ländern haben im Juni diesen Jahres ihre urbanen Baukonzepte für künftige klimaneutrale Quartiere auf dem Veranstaltungsgelände mitten in Wuppertal präsentiert.

Gemeinsam mit den Holzbau Deutschland Leistungspartnern, dem Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V., Wald und Holz NRW, der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V., der Überwachungsgemeinschaft Konstruktionsvollholz e.V. sowie dem Informationsverein Holz e.V. haben wir im Rahmen des diesjährigen Solar Decathlon mit dem Timber Construction Award 2022 erstmalig einen Sonderpreis des Deutschen Holzbaus für innovative Wohn- und Energiekonzepte mit Holz ausgelobt. Jurysitzung und Preisverleihung fanden auf dem Wettbewerbsgelände des Solar Decathlon Europe 22 in Wuppertal statt. Eine internationale Jury unter der Leitung von Architekt Andrew Waugh aus London vergab die Preise. Dabei landete das Team RoofKIT aus Karlsruhe auf Platz 1, die beiden 2. Plätze gingen an das Team coLLab Stuttgart und an das Team SUM Delft.

Innovationen im Holzbau werden prämiert

Im kommenden Jahr werden wir den Deutschen Holzbaupreis 2023 verleihen. Zusammen mit Organisationen der Holz- und Forstwirtschaft haben wir im Oktober 2022 den Deutsche Holzbaupreis 2023 und der Hochschulpreis Holzbau 2023 ausgelobt. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen übernahm für beide Preise die Schirmherrschaft.

Holzbauunternehmen, Bauherren, Architekten und Tragwerksplaner, die Bauwerke bzw. Bausysteme planen, entwickeln und/oder herstellen sind aufgerufen, sich mit ihren Holzbauprojekten aus den vergangenen zwei Jahren um den Deutschen Holzbaupreis 2023 zu bewerben. Noch bis zum 15. Januar 2023 können die Projekte eingereicht werden. Alle Informationen dazu finden Sie unter www.deutscher-holzbaupreis.de

Im Anschluss an die Verleihung des Deutschen Holzbaupreises im Mai 2023 auf der LIGNA wird die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Osnabrück fachlich und finanziell geförderte Wanderausstellung „HOLZ.BAU.ARCHITEKTUR – Entwerfen, Konstruieren und Bauen mit Holz“ durch Deutschland reisen. Sie zeigt eine Auswahl der prämierten Gebäude des Deutschen Holzbaupreises und ausgezeichneten Arbeiten des Hochschulpreises Holzbau.

Buchen Sie die Wanderausstellung und nutzen Sie diese für Ihre Öffentlichkeitsarbeit! Alle Informationen dazu finden sie unter www.deutscher-holzbaupreis.de/holzbauarchitektur/

EQF-Timber: Transparenz und Vergleichbarkeit der Bildungssysteme in Europa

Um die Qualifikationen in der Berufsbildung und ihre Inhalte in den europäischen Ländern transparenter darzustellen und damit besser vergleichbar zu machen, hat sich unter dem Dach des europäischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes – Timber Construction Europe - ein Partnerkonsortium aus sechs europäischen Ländern zusammengeschlossen. Gemeinsam haben wir das Vorhaben zur „Entwicklung eines europäischen Qualifikationsrahmens im Holzbau (European Qualifications Framework in Timber – EQF-Timber)“ initiiert. Es hilft Zimmerern bei der Jobsuche bzw. Betrieben bei der Mitarbeitersuche in Europa. Bildungsstätten können ihr Bildungsangebot an das Entwicklungspotenzial und die europäischen Standards neu ausrichten. Nach zweieinhalbjähriger Projektlaufzeit liegt nun eine umfassende Darstellung der Projektergebnisse zu EQF-Timber vor. Sie steht auf der Website des europäischen Dachverbands Timber Construction Europe unter www.eqf-timber.eu in deutscher, englischer und französischer Sprache als Download zur Verfügung.

Beste Karrierechancen

Wenn es um die Zukunft des Holzbaus geht, ist und bleibt die Ausbildung ein Schlüsselfaktor. Die Bereitschaft im Zimmererhandwerk auszubilden, ist nach wie vor gut. Doch nicht immer gelingt es uns, die jungen Zimmerer/Zimmerinnen im Betrieb zu halten. Mit Weiterbildungen und dem Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten können wir zusätzliche Anreize schaffen.

Bei den Ausbildungszahlen zur Zimmerin/zum Zimmerer konnten 2021 kräftige Zuwachsraten verzeichnet werden: 8.776 Jugendliche haben aktuell einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Das entspricht einer Ausbildungsquote von 11,9 Prozent. In Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen findet das erste Ausbildungsjahr in der Schule statt (Berufsgrundbildungsjahr). Derzeit werden dort etwa 2.150 Schüler in Theorie und Praxis unterrichtet. Wird diese Zahl hinzugerechnet, so erhöht sich die Ausbildungsquote im Holzbau auf 14,4 Prozent.

Die steigenden Ausbildungszahlen belegen den wachsenden Zuspruch nicht nur von jungen Männern, sondern zunehmend auch von jungen Frauen. Mit rund zwei Prozent ist der Anteil der Frauen, die sich für eine Ausbildung als Zimmerin entscheiden zwar noch überschaubar, doch die Tendenz ist steigend.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Digitalisierung des Handwerks. Brauchte man früher viel Kraft, um die körperlich anstrengende Arbeit zu bewältigen, so unterstützen mittlerweile entsprechende Hebemaschinen die Zimmerinnen/Zimmerer beispielsweise bei der Vorfertigung, Elementierung und bei der Montage von Bauteilen auf der Baustelle. Das erleichtert die Arbeit und macht das Handwerk auch für Frauen interessanter.

Philipp Kaiser ist Vizeweltmeister der Zimmerer

Wichtige Botschafter für das Zimmererhandwerk sind die Teammitglieder der Zimmerer-Nationalmannschaft. Ihre öffentlichen Trainings und ihre Teilnahme an nationalen sowie internationalen Berufswettbewerben sind immer wieder ein Publikumsmagnet. Die jungen Zimmerinnen und Zimmerer begeistern und werben so bei jungen Leuten für eine Ausbildung im Zimmererhandwerk.

Bei der WorldSkills 2022 Special Edition holte Philipp Kaiser (23) aus Rot an der Rot in Baden-Württemberg, im Wettbewerb der Zimmerer die Silbermedaille und ist damit Vizeweltmeister. Bei der Europameisterschaft der Zimmerer auf der DACH+HOLZ International 2022 in Köln errang die deutsche Zimmerer-Nationalmannschaft Gold in der Nationenwertung sowie Silber und Bronze in der Einzelwertung. Damit ist sie bereits zum fünften Mal in Folge ungeschlagen. Die Zimmerer-Nationalmannschaft wird von Holzbau Deutschland getragen und von den Holzbau Deutschland Leistungspartnern unterstützt. Mit den Silbermedaillen von Philipp Kaiser bei der Welt- und Europameisterschaft, der Bronzemedaille von Benedikt Pfister sowie Gold in der Nationenwertung bei der Europameisterschaft setzt die Zimmerer-Nationalmannschaft ihre Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre bei internationalen Berufswettbewerben fort.

Gemeinsam erfolgreich agieren

Neben den Landesverbänden von Holzbau Deutschland und den Branchenverbänden im Rahmen der „Wachstumsmarkt Holz|Bau plus“ engagieren sich auch Partner aus der Herstellerindustrie wie die „Förderpartner Deutscher Holzbau“ und die „Holzbau Deutschland Leistungspartner“ für Forschung und Entwicklung. Diese Kooperationsstrukturen bilden ideale Konstellation, um die Herausforderungen der Holzbaubranche in den nächsten Jahren zu meistern. Neben Forschung und Entwicklung im Holzbau unterstützen und initiieren die Holzbau Deutschland Leistungspartner zudem Projekte, die eine größere Marktdurchdringung des Holzbaus erzielen sollen. Dazu zählen die Förderung des Deutschen Holzbaupreises und des Hochschulpreises Holzbau ebenso wie die Zimmermeister-Suche (www.zimmermeister-suche.de). Ein weiteres zentrales Projekt der Holzbau Deutschland Leistungspartner ist das Informations-Portal „Holz kann!“ (www.holz-kann.de).

Dank des vielfältigen, häufig ehrenamtlichen Engagements in den unterschiedlichen Gremien von Holzbau Deutschland sowie gemeinsam mit unseren Partnern in der Holzwirtschaft wird der Holzbau immer populärer, innovativer und er wächst kontinuierlich. An dieser Stelle möchte ich mich daher bei allen bedanken, die ihren Beitrag dazu leisten. Gemeinsam sind wir stark und werden den Holzbau weiter voranbringen.

Alles Gute für 2023

Ihnen und Ihren Familien wünsche ich alles Gute und ein frohes Weihnachtsfest. Starten Sie gesund und zuversichtlich in ein erfolgreiches neues Jahr 2023!

Herzlichst
Ihr Peter Aicher

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