19. Holzbau Deutschland Obermeistertag 2014

Die Interessenvertretung gegenüber der Politik, die Präventionskampagne „ABSICHERN STATT ABSTUERZEN“ sowie die aktuellen Projekte in den vier Handlungsfeldern von Holzbau Deutschland standen im Mittelpunkt des 19. Holzbau Deutschland Obermeistertages am 19. Februar 2014. Anlässlich der Messe DACH+HOLZ International hatte der Bundesverband die Obermeister aus ganz Deutschland nach Köln eingeladen. Die Obermeister und Innungsvertreter wurden über die Aktivitäten von Holzbau Deutschland informiert, um anschließend in ihren Innungen Bericht erstatten zu können.

"Politik und Verband - Geschwister oder Gegner?"

„Politik und Verband – Geschwister oder Gegner?“ – unter dieser Fragestellung referierte Arno Metzler, Geschäftsführer des Verbandes Beratender Ingenieure (VBI) in Berlin. Er erläuterte, wie aus Verbandssicht mit der Politik umgegangen werden sollte. Dazu stellte er vier Grundsätze vor und gab fünf Praxistipps. Politik und Verbände verbinde erstens ein Austauschverhältnis. Ein Verband will durch seine Interessenvertretung auf demokratische Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse einwirken, damit der Nutzen für die Mitglieder, beispielsweise durch eine Abwendung von Schäden oder durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die jeweilige Tätigkeit, maximiert wird. Die Politiker brauchen im Gegenzug von den Verbänden Erkenntnisse sowie Daten über gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge samt Problemlösungsvorschlägen. Die Interessenvertretung durch Verbände sei somit notwendig und legitim, sofern die demokratischen Verhaltensregeln befolgt würden, so Metzler. Daher käme es, so Grundsatz 2, auf die Transparenz an. Der Verband sollte stets mitteilen, wen er vertritt und das mit Branchendaten untermauern sowie aufzeigen, was er erreichen will. Denn die Problemlösung als dritter Grundsatz sei für die Zusammenarbeit wesentlich. Nicht unwichtig für eine erfolgreiche Interessenvertretung ist Grundsatz 4: Persönlich und verlässlich! Abgeordnete reden mit Menschen, erst dann mit Organisationen. Dabei sollte man aufrichtig, ohne doppelten Boden und mit einer Wiedererkennbarkeit agieren. Der Politiker sollte sich auf seinen Gesprächspartner verlassen können. 
Bei seinen fünf Praxistipps wies Metzler darauf hin, dass jedes Gespräch gut vor- und nachbereitet werden müsse. Dazu zähle, sich gut vorzubereiten, Hintergründe und politische Abläufe zu erkennen und die wesentlichen Punkte kurz zusammenzufassen. Auch die Mitarbeiter, so Praxistipp 2, seien wichtig, da sie Entscheidungsvorbereiter sind. Auch zu ihnen sollte der Kontakt auf Augenhöhe gesucht werden. Beim dritten Praxistipp ging es um das richtige Format für die Ansprache eines Politikers, beim vierten Praxistipp um die Nutzung der Öffentlichkeit. Verbände wie Abgeordnete haben beide Interesse an einer Sichtbarkeit. Daher empfahl Metzler den Obermeistern des Zimmererhandwerks, Politiker auch auf Baustellen einzuladen und die Lokalpresse darüber zu informieren. Besonders geeignet dafür seien Wahlkampfzeiten. Als Fazit zog Metzler, dass es sich bei Politikern und Verbänden letztlich um eine Partnerschaft handele, bei der gegenseitiges Vertrauen die Grundlage einer langfristigen Zusammenarbeit sei.

Berichte aus der Verbandsarbeit

Für das Handlungsfeld Technik und Umwelt berichtete der Ausschussvorsitzende Michael Schönk. Neue Merkblätter zum baulichen Holzschutz, zu den Begriffen und Klassifizierungen für den Holzbau, zur DIN 4074 sowie zur Kalkulation von Holz-Holz-Verbindungen bzw. zur Holzqualität in der Restaurierung wurden erarbeitet. Außerdem hat sich der Ausschuss mit dem Schallschutz (DIN 4109 und DIN SPEC), mit der Normungsarbeit und der Überarbeitung der ATV DIN 18334  beschäftigt. Zudem gab es Beratungen mit den Sägern.

Ullrich Huth, Vorsitzender von Holzbau Deutschland, hatte zuvor über die anderen drei Handlungsfelder und über die Arbeit des ZDB berichtet. Im Bereich der Betriebswirtschaft stellte er den Betriebsvergleich, die Konjunkturumfrage und den Lagebericht vor. Im Bereich der Berufsbildung berichtete er, wie die „Offensive Aufstiegsqualifizierung“ läuft. Im Handlungsfeld Marketing stellte Huth vor, wie die laufende Berichterstattung von Holzbau Deutschland erfolgt und welche Themen im Jahr 2014 besonders im Mittelpunkt stehen. Dazu gehört die Präventionskampagne „ABSICHERN STATT ABSTÜRZEN“, die Zimmerer-Europameisterschaft 2014, auch mit Hinblick auf die Nachwuchswerbung, sowie die Darstellung des Zimmererhandwerks als „Klimaschutzhandwerk“ beispielsweise durch die Aktion „STOP CO2“ in Köln.

Arbeitsschutzorganisation im Holzbau am Beispiel des Ordners "Sicherheit mit einem Griff"

Im November 2013 hatte Holzbau Deutschland die Präventionskampagne „ABSICHERN STATT ABSTUERZEN“ gestartet. Zwei Obermeister berichteten auf dem Deutschen Obermeistertag, wie sie in ihren Innungen mit dem Thema Arbeitssicherheit umgehen. Gerd Renz, Obermeister der Zimmerer-Innung Reutlingen, stellte den Ordner „Sicherheit mit einem Griff“ vor. Der Ordner ist eine praktikable Lösung und soll für den Unternehmer Rechtssicherheit durch eine umfassende Dokumentation erreichen. Mit einem Griff hat der Unternehmer alle betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutzdokumente parat. Der Ordner erleichtere die Dokumentation, wie ein Betrieb mit der Arbeitssicherheit umgehe, so Renz. Er helfe sowohl bei der Gefährdungsbeurteilung, bei wichtigen Unterweisungen, beim Einsatz von Gefahrstoffen im Betrieb oder bei der Dokumentation über die Qualifikation, Weiterbildung und gesundheitliche Eignung einzelner Mitarbeiter.

Gefährdungsbeurteilung im Zimmereibetrieb

Das Thema Gefährdungsbeurteilung im Zimmereibetrieb vertiefte der Obermeister der Zimmerer-Innung Rosenheim, Rudolf Schiller. Die Arbeitssicherheit ist für Schiller ein fester Bestandteil der Betriebsplanung. Wichtig ist, dass „der gesamte Betrieb hinter dem Sicherheitskonzept steht und es lebt“. Er empfahl, die allgemeine Sicherheitsanalyse in die jährlichen Betriebssitzungen einzuplanen und dabei die Arbeitsprozesse zu durchleuchten, Gefahren zu erkennen und die Mitarbeiter entsprechend zu unterweisen. Schiller zum Abschuss: „Die Arbeitssicherheit ist ein wesentlicher Bestandteil bei jedem Kostenangebot. Die technische Werkplanung beinhaltet auch die Koordination der Sicherungsmaßnahmen und Kompetenzen. Verantwortlichkeiten sind genau festzulegen.“ 

Fachberatung Holzbau: Aufgaben und Zielstellung

Abschließend stellte Jörg Bühler die Fachberatung Holzbau vor, die es seit Dezember 2013 wieder gibt. Es ist ein Service des Holzbau Deutschland Institutes, der finanziell durch Holzbau Deutschland und dessen Landesverbände, weitere Partner der Forst- und Holzwirtschaft sowie die Leistungspartner von Holzbau Deutschland ermöglicht wurde.

Zwei Monate nach dem Start konnte Bühler von einer positiven Annahme des Services durch Architekten und Bauingenieure berichten. Die Fachberatung Holzbau erweise sich als hervorragendes Mittel zur Gestaltung der Zukunft des Holzbaus in Deutschland.

Unterlagen zum Deutschen Obermeistertag

Die Präsentationen zum Obermeistertag sind übrigens alle im Mitgliederbereich „Infoline“ eingestellt.